Friedrich Streich (17.6.1934 – 3.10.2014)

Friedrich Streich (© Oliver Streich)
Friedrich Streich (© Oliver Streich)
Friedrich Streich wurde am 17. Juni 1934 in Zürich geboren und starb am 3. Oktober 2014 in München. Der Schweizer Grafiker und Filmregisseur hat der wohl bekanntesten Kultfigur des deutschen Fernsehens Leben eingehaucht. Seinen Schweizer Dialekt hat er abgelegt, als er Schauspielunterricht genommen hat. Schweizer ist er geblieben. Von den großen Pantomimen hat er sich abgeschaut, tiefe Gefühle ohne viele Worte und Sprache auszudrücken. Er liebte und bewunderte Charlie Chaplin und wollte Filme machen, wie dieser. Deshalb kam er Anfang der 50er Jahre nach München, um am DIFF, dem Deutschen Institut für Film und Fernsehen zu studieren. In München hat er seine spätere Frau Marga kennen gelernt und mit ihr eine Familie gegründet. Das Studium hat er 1957 abgeschlossen. Münchner ist er geblieben, auch als 1970 sein Hauptauftraggeber der Westdeutsche Rundfunk Köln wurde.

Friedrich Streich war Zeichner, Regisseur und Produzent  von über 330  Fernseh-Spots der „Sendung mit der Maus“  und Schöpfer des kleinen blauen Elefanten und der frechen gelben Ente.

Er hat 1970 - vor über 50 Jahren - die orangefarbene Maus in Bewegung gesetzt. Er hat der Maus ihren Charakter und ihre ganz besonderen Fähigkeiten gegeben.

Die Maus, die ihre Beine ausfahren und ihren Schwanz umfunktionieren kann, aber nicht spricht, hat seinen Strich und seinen Rhythmus.

Fragte man ihn, warum der Trickfilmstar so jung geblieben ist, lautet seine Antwort: „Die Maus war nie modisch, sondern immer modern, weil sie nach soliden handwerklichen und geistigen Werten gemacht ist:“

Im Juni 2014 feierte er seinen 80. Geburtstag und konnte sein Alter selbst kaum glauben.

1974 mischte Friedrich Streich erstmals das besondere Blau für den kleinsten Elefanten der Welt, das so gut zum Orange der Maus passt. 

Die freche gelbe Ente erfand er 1986.

Für die Video / DVD- Serie „Bibliothek der Sachgeschichten“, herausgegeben vom Maus-Miterfinder Armin Maiwald, zeichnete Friedrich Streich in 20 Jahren über 100 Einzelgrafiken mit Elefant und Ente.

Bevor ihm die vielfach preisgekrönte Fernseh-Maus alle Zeit für etwas anderes nahm, war er als Cartoonist tätig. Seine Karikaturen erschienen in Zeitungen wie Tages-Anzeiger Zürich, Nebelspalter, Simplicissimus und der Süddeutschen. Die erste Zeichnung für die Lebensmittelzeitung hat er 1966 entworfen. 20 Jahre hat er jede Woche mindestens eine Karikatur geliefert. Immer hochaktuell und pointiert. Mehr als 1700 Zeichnungen wurden in dieser Zeit veröffentlicht.

Bevor er „der Maus-Zeichner“ wurde, hat er Filme und Trickfilme für den BR, den WDR und das „Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht “ in München produziert. Zu seinen bekanntesten Filmen gehören die Pamfi-Verkehrserziehungsfilme  und „Pamphylos – der Mann mit dem Autotick“.  Bereits in den 60er Jahren erschienen mit seinen Figuren zweisprachige Arbeitsmaterialien für Kinder und erste Mitmach-Bücher, die er illustriert hat. Als er selbst noch zur Schule ging, hat er Daumenkinos gemalt. Auch wenn es dafür Ärger gab.

Schon in seiner Jugend nannte er sich „stre“ und signierte damit seine Werke. Schrift und Schriftzug hat er mehr und mehr perfektioniert.

Im Februar 1960 stellt er sich als Karikaturist im FERNSEH MAGAZIN so vor: „1934 in Zürich geboren. Habe statt Rechnen Zeichnen gelernt. Mit 15 Jahren die erste Karikatur veröffentlicht. Seither darum bemüht, persönlichen Stil zu schaffen….“

Dabei hat er damals schon untertrieben. Vielleicht, weil er nicht dachte, dass der Zeichen-Trickfilm sein Leben dominieren würde. Dafür musste er nicht nur Zeichnen, sondern mehr noch, ganz genau Zählen können. In nur 30 Sekunden konnte und musste er die Minidramen mit der Maus erzählen. Dafür musste er vorher ausrechnen, wie viele Zeichnungen er und seine Mitarbeiter anfertigen mussten, damit sich die Figuren genau so bewegen, wie er es wollte. Viele dieser zeitlosen Spots laufen heute noch sonntags in der „Sendung mit der Maus“.

Er war ein Meister des dramatisierten Witzes und ein Verfechter der Schönheit von Klarheit und Einfachheit.

 

© Heidrun Wilkening, "Biografische Notizen" / 6.10.2014

 

 

 

 

 

 

 

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